Wildnispädagogik, Naturverbindung & Coaching

Das bin ich

>>Schon immer sind die Menschen in die Natur gegangen. Sie sind aus ihr gekommen.<<

Mein Name ist Maren Günther. Ich selbst bin Diplom-Pädagogin, Natur- und Wildnispädagogin, Naturcoach, Lerncoach und Glückstrainerin, habe viele Jahre Erzieher*innen ausgebildet und eine Schule geleitet. Ich habe mich intensiv mit Bildung für nachhaltige Entwicklung und positiver Psychologie befasst und bin jedes Mal begeistert, wenn ich diese Funken weitergeben und andere mit diesen tollen Themen anstecken darf. Aber das sagt jetzt noch gar nicht so viel aus und ist eher die Mitte der Geschichte. Zum Anfang…

Ich habe nicht viele Erinnerungen an meine eigene Kindheit. Vor meinem 10. Geburtstag kann ich nur einzelne Bilder, mit ein wenig Glück kurze Szenen aus meinem Leben erinnern. Ich weiß gar nicht, weshalb das so ist, was ich aber genau weiß, ist, dass die meisten meiner bruchstückhaften Erinnerungen in der Natur spielen. Ich weiß noch von Ausflügen an das Felsenmeer, von Wanderungen, für die ich zuerst zu faul war und bei denen ich dann doch so wunderbar ausgelassen war und an meine Großeltern, die mich so oft zu meinem Glück zwangen. Ich weiß noch, als ich aufsah und auf einen Vogel am Himmel zeigte und mein Opa mir direkt sagen konnte, dass wir da einem Rotmilan beim Gleitflug zusehen durften. Mein Großvater wusste anscheinend alles über di Natur. Er erkannte nicht nur jede Baumart und jeden Vogel, er hatte fast immer ein schweres altes Fernglas dabei, mit dem er die Landschaft beobachtete und er sammelte sogar Pilze. Der Duft der Steinpilze, die auf der Heizung in dünnen Scheiben zum Trocknen ausgelegt waren, ist einer der einprägsamsten Gerüche meiner Kindheit. Er macht mir noch heute ein gute Gefühl, wenn ich selbst Pilze trockne. Er bedeutet für mich Zuhause. Heimat.

Viele Dinge, die für mich Heimat bedeuten, haben mit der Natur zu tun und in den letzten Jahren, insbesondere mit meiner Weiterbildung zur Natur- und Wildnispädagogin habe ich meine eigene Heimat im draußen gefunden. Draußenzeit bedeutet für mich eine tief empfundene Ruhe, ein Ankommen, in dem es genügt einfach nur da zu sein, schlicht zu sein.

Bis ich das erleben durfte, war mir gar nicht klar, wie sehr ich diesen Zustand brauchte. Mitten im Juli 2020 standen wir zu fünft in einem großen Kreis auf einer Waldlichtung umringt von unseren Zelten und nicht weit entfernt von unserer Feuerstelle. Wir hatten die letzten beiden Tage bereits dort verbracht und vieles über wildnispädagogische Routinen gesprochen, als wir uns im Jahreskreis aufstellen sollten – ganz nach Gefühl. Bisher wussten wir nur von den Himmelsrichtungen, die wir zuvor mit Stöcken markiert hatten. Wir stellten uns also intuitiv auf und ich stand fast ganz im Westen. Ich gehörte dort hin und das war mir einfach völlig klar. Was mir nicht klar war, war das Warum hinter diesem absolut sicheren Bauchgefühl. Überhaupt war ich es nicht unbedingt gewohnt mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Vielmehr wollte ich an alle Dinge immer mit dem größtmöglichen Hintergrundwissen drangehen, analytisch, logisch. So wie es sich gehört, dachte ich. Und nun stand ich in diesem Kreis unter der sengenden Julisonne und so sehr ich wusste, dass ich dort im tiefen Westen stehen musste, wollte ich doch so gern in den Südosten gehören. Und während meine Haut heißt wurde, hatte ich plötzlich einen kalten Stein in der Magengrube. Ich begann zu weinen. Ich wollte doch so gern in den Südosten und da gehörte ich einfach nicht hin – nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Natürlich hätte ich mich einfach dorthin stellen können. Das sagte mir mein logischer Verstand auch, aber mein Körper ließ mich nicht. Ich stand dort wie angewurzelt und weinte. Und je mehr ich weinte, desto mehr verstand ich: Ich weinte um mich selbst. Ich hatte alles von mir gegeben. Mein ganzes Leben lang. Ich hatte gelernt und noch mehr gelernt und hatte immer ganz gute Noten. Dann habe ich studiert und weitergelernt und hatte einen guten Abschluss und dann habe ich einen Job gefunden und gearbeitet und weitergelernt und dann einen noch besseren Job und dann stand ich plötzlich in diesem Kreis im Juli und wusste nicht, wo die letzten 10 Jahre waren. Ich hatte alles immer so gemacht, wie es sich gehört, wie es sein sollte und plötzlich hörte ich noch etwas anderes. Etwas, das ich so lange Zeit geknebelt hatte und das nun endlich Gehör bekam. Ich hörte auf mich. Und ich konnte nur dort im Westen stehen, weil es manchmal auch Ernte braucht und Dankbarkeit und Ruhe und den Rückblick auf die guten und die schlechten Zeiten. Weil es Zeiten gibt, in denen das Ankommen wichtiger sein muss, als der Aufbruch zum nächsten Gipfel. Weil es Zeiten gibt, in denen nicht mehr nur die Zukunft zählt, sondern das Hier und Jetzt.

Und genau in diesen Zeiten war es, in denen ich auch meine Vergangenheit zu mir zurückkam, meine Kindheit, meine Unbeschwertheit. Es war der Moment, als ich meine Kindheitserinnerungen wiedergefunden habe. Als wir später über die verschiedenen Vogelarten gesprochen haben, wurde mir plötzlich klar, dass der Gimpel, der Grünfink und der Eichelhäher alles alte Bekannte für mich waren, dass ich tief in meinem Unterbewusstsein noch wusste, wie eine Fichte duftet und wie der Schatten eines im Aufwind kreisenden Milans auf der Erde aussieht. Und seitdem sind sie es, die mich halten und tragen und mir Heimat geben.

Das ist schließlich auch der Grund für mein Tun – Heimat in der Freiheit, Freiheit in der Heimat, Zuhause in der Natur – das wünsche ich auch dir.